Im Interview: 
Dr. Sandra Breyer

Ärztin der Kinderorthopädie
Praxis in Hamburg
www.kinderortho-hamburg.de

1. Du bist ein Energiebündel und warst schon auf vielen Orten der Welt zu Hause. Wer oder was hat dich an Hamburg so überzeugt, dass du hier nun schon seit 13 Jahren sesshaft bist?

Hamburg hat es mir so leicht gemacht! Ich hatte gerade in der Anfangszeit wundervolle Begegnungen mit Hamburgern, die mich mit ihrem liebenswerten, hanseatischen Understatement begeistert haben. Hamburg lässt einen nicht mehr los, ich liebe dieses entspannte Gefühl des „leben und leben lassen“ und das facettenreiche Stadtleben. Beruflich bot Hamburg mir die Chance, meine Expertise in einer der größten Kinderorthopädien Deutschlands erweitern zu können. Und ich habe hier meinen Mann kennengelernt und unsere Tochter auf die Welt gebracht. Da war es naheliegend, dass Hamburg mein Zuhause wird.  

2. Du warst 12 Jahre lang Oberärztin in der Abteilung für Kinderorthopädie am Altonaer Kinderkrankenhaus und führst weiterhin  Spezialsprechstunden am
Kinder-UKE durch. Gibt es ein Erlebnis, an das du dich noch sehr gut erinnerst?

Es gibt so viele wundervolle Erlebnisse aus dieser Zeit. Es ist schwer, da ein einziges hervorzuheben. Das, was mich am meisten begeistert und beeindruckt hat in der Zeit im Kinderkrankenhaus, ist in meiner neuen Aufgabe identisch: der Optimismus und Pragmatismus der Kinder und Jugendlichen. Obwohl sie teilweise körperlich sehr schwer eingeschränkt sind, machen sie immer das Beste daraus, schauen nach vorne und zeigen uns Großen, wie man Herausforderungen positiv meistern kann. Ich habe aber auch viel Respekt vor den Eltern. Es rührt mich zu beobachten, wie liebevoll und selbstlos sie die Herausforderungen annehmen und ihren Kindern bedingungslos zur Seite stehen. Das erdet auch mich immer wieder und schenkt mir die Möglichkeit, mein Leben in einem anderen Licht zu sehen. 

3. Herzlichen Glückwunsch zur Praxistätigkeit. Welche Möglichkeiten der Behandlung bietest du dort an?

Ich bin von Hause aus Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie und habe den Schwerpunkt Kinderorthopädie. Ich arbeite schon über 16 Jahre lang nur mit Kindern und jungen Erwachsenen zusammen. Da ich unter anderem im Altonaer Kinderkrankenhaus an einer der größten Abteilungen für Kinderorthopädie in Deutschland gearbeitet habe, decke ich das gesamte Spektrum der Kinderorthopädie ab. Durch meine über 20 Jahre lange chirurgische Erfahrung kann ich Familien über eventuelle operative Therapien aufklären und stehe für Zweitmeinungen gerne zur Verfügung. Ich habe die Zusatzbezeichnung Chirotherapie und bin in Akupunktur und manueller Therapie bei Kindern ausgebildet. Damit stehen mir therapeutische Möglichkeiten zur Verfügung, die meinen ganzheitlichen Ansatz unterstützen. Das ist mir ein sehr wichtiger Aspekt in meiner Arbeit: Das Kind ist mein Patient, aber die ganze Familie gehört dazu. Und ich kann das Kind nur dann gut behandeln, wenn ich die Eltern bestmöglich unterstütze, indem ich mir auch die Zeit nehme, ihnen die medizinischen Sachverhalte verständlich zu erläutern. Ich schätze die interdisziplinäre Zusammenarbeit und tausche mich sehr gerne mit behandelnden Therapeut:innen und Ärzt:innen aus. 

4. Du bist selbst Mutter einer Tochter. Was ist Dein persönlicher Tipp für eine entspannte Work-Life-Balance für Familien?

Ich schätze es, die gemeinsame Familienzeit bewusst zu erleben und zu nutzen. Was nicht heißt, dass sie durchgeplant sein muss. Es ist wichtig, innerhalb der Familie Raum für sich selbst, aber auch Raum für Gemeinsames entstehen zu lassen, und das funktioniert meiner Meinung nach nicht nach Terminplan. Sich auch mal gemeinsam treiben zu lassen, einfach nur im Moment zu leben, tut so gut und entspannt mich und damit auch meine Familie. Um sich auf die Arbeit voll einlassen zu können, darf man sich als Mutter auch Hilfe und Unterstützung holen, nicht umsonst gibt es den Spruch: „Eine Chirurgin ist nur so gut wie ihre Kinderbetreuung.“ Es ist schön, wenn man einen Partner hat, mit dem man sich die alltäglichen Herausforderungen teilen kann. Das stärkt den Familienzusammenhalt und hat Vorbildfunktion für unsere Kinder.  

5. Was macht dir an deinem Job am meisten Freude? 

Kinder zu behandeln! Kinder sind wundervoll! Es macht mir Spaß, ihr Vertrauen zu gewinnen und sie und ihre Eltern auf einem Stück ihres Lebensweges begleiten zu dürfen. Nicht immer sind diese Wege einfach, aber auch dann lerne ich viel von den Kindern und vor allem von den Eltern. Es gibt intensive Erlebnisse, die mich auch ins Private hinein begleiten, aber das ist in Ordnung und zeigt mir, wie sehr mir meine Patient:innen am Herzen liegen. 

Vielen herzlichen Dank für das interessante Gespräch!

Dr. Sandra Breyer

Bildcredits: © Dr. Sandra Breyer