Schwangerschaft bedeutet Glück, aber auch manchmal begleitet die ersten Wochen ein ängstliches Gefühl: Ist mein Kind gesund? …

 

Manchmal ist es ein höheres Alter, eine erbliche Vorbelastung oder einfach der Wunsch nach Gewissheit, der Schwangere zu mehr Vorsorge bewegt. Neben den Untersuchungen nach den Mutterschafts-Richtlinien können Schwangere viele Zusatzuntersuchungen in Anspruch nehmen, die meist kostenpflichtig sind. Tests, um Chromosomenstörungen auszuschließen, gehören ebenso dazu wie Tests auf Infektionskrankheiten, die dem Ungeborenen schaden könnten. Besprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt, welche Untersuchungen für Sie sinnvoll sind. Machen Sie sich auch klar, wie Sie reagieren wollen, sollte es zu Auffälligkeiten kommen.

ERSTTRIMESTER-SCREENING
Diese Vorsorgeuntersuchung besteht hauptsächlich aus einer Nackentransparenzmessung (auch Nackenfaltenmessung). Per Ultraschall vermisst der Frauenarzt die Nackentransparenz des Embryos. “Diese Messung muss genau zwischen der 12. und 14. Schwangerschaftswoche geschehen, da die Messergebnisse sonst nicht verlässlich sind”, erklärt der Hamburger Frauenarzt Prof. Dr. Kai J. Bühling. Die Messung ergibt in Kombination mit dem Alter der Schwangeren das Risiko einer Chromosomenstörung, u. a. Trisomie 21. Zusätzlich kann der Frauenarzt die Untersuchung durch zwei Blutwerte ergänzen. Das Ersttrimester-Screening gibt allerdings nur die Wahrscheinlichkeit für eine Chromosomenstörung an, erleichtert aber somit die Entscheidung, ob weitere Untersuchungen folgen sollen.

FRUCHTWASSERPUNKTION (AMNIOZENTESE)
Mit der Amniozentese können genetische Schäden entdeckt werden. Die Punktion des Fruchtwassers erfolgt zwischen der 14. und 18. Schwangerschaftswoche. Der Frauenarzt sticht der Schwangeren eine dünne Nadel durch Bauchdecke und Gebärmutterwand und entnimmt Fruchtwasser aus der Gebärmutter. Im Fruchtwasser finden sich Zellen des Kindes, die in einem Labor untersucht werden. Das Testergebnis erfahren die Eltern nach ungefähr zwei bis drei Wochen. Diese Zeit des Wartens kann für die zukünftigen Eltern eine seelische Belastung sein. Dies natürlich besonders, wenn es schon Verdachtsmomente auf eine Chromosomenstörung gibt. Mit dem sogenannten FisH-Test (Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung), den man bei einem Verdacht einsetzen kann, bekommt  man in ein bis zwei Tagen ein voräufiges, aber recht sicheres Ergebnis. Dazu benutzt man ebenfalls das Fruchtwasser aus der Amniozentese.

CHORIONZOTTENBIOPSIE
Bei der Chorionzottenbiopie oder Villozentese entnimmt der Frauenarzt Plazentagewebe, indem er eine Nadel in den Muttermund einführt und eine Probe entnimmt. Damit der Arzt weder den Fötus noch die Fruchtblase verletzt, kontrolliert er die Entnahme mit dem Ultraschallgerät. Der Test ist schon früh in der Schwangerschaft möglich, so dass Chromosomenschäden in der 10. bis 12. Woche erkannt werden können. Im Unterschied zur Fruchtwasserpunktion liegt das Ergebnis schon nach wenigen Tagen vor. Es ist aber unsicherer und die Untersuchung riskanter als die Fruchtwasserpunktion.

ALPHA-FETO-PROTEINE
Bei dieser Blutuntersuchung wird der Alpha-Feto-Protein-Spiegel bestimmt. Mit dieser Hormonbestimmung können Missbildungen des Ungeborenen erkannt werden. Ein zu hoher Wert bietet Anzeichen für eine Spaltbildung der Wirbelsäule (Spina bifida). Ein zu niedriger Wert gibt einen Hinweis auf eine Trisomie 21. Stellt Ihr Frauenarzt eine dieser Abweichungen fest, können zur genauen Abkärung weitere Tests folgen. Diese Untersuchung wurde weitgehend durch die anderen Tests abgelöst.\

TOXOPLASMOSE
Katzenkot oder rohes Fleisch \’d0 in beidem ist der Parasit Toxoplasma gondii zu finden, der die Infektionskrankheit Toxoplasmose auslöst. Bei gesunden Erwachsenen verläuft die Erkrankung symptomlos bzw. als leichte Erkältung, mit stärkerer Lymphknotenschwellung, ab. Somit hat etwa die Hälfte der Schwangeren die Infektion bereits durchgemacht und ist immun. Infiziert sich die Frau während der Schwangerschaft, ist dies aber für das Ungeborene gefährlich, denn es kann zu geistigen und körperlichen Schäden führen. Der Test kann beim Frauenarzt auf Wunsch mehrmals erfolgen, wenn die Schwangere keine Antikörper aufweist.

PARVOVIRUS B19 (RINGELRÖTELN)
Sind Sie Kindergärtnerin oder Lehrerin? Haben Sie schon Kinder? Wer in der Schwangerschaft viel Kontakt mit kleinen Kindern hat, sollte sich darauf testen lassen, ob eine Immunität gegen Ringelröteln besteht. Diese Krankheit ist nicht mit Röteln zu verwechseln, und es gibt leider keine Impfung gegen sie. “60 bis 70 Prozent der Schwangeren sind aber immun”, beruhigt Prof. Dr. Bühling. “Da die Krankheit meist ohne den typischen Hautausschlag, in Form eines grippalen Infekts, abläuft, wissen Schwangere gar nicht, dass sie die Krankheit durchgemacht haben.” Der Test ist aber sinnvoll, da eine Ringelröteln-Infektion in der Schwangerschaft zur Schädigung des Kindes führen kann.

ZYTOMEGALIE (CMV)
Zytomegalie ist eine Infektion, die recht häufig in der Schwangerschaft vorkommt. Infiziert sich das Ungeborene bei seiner Mutter, kann es zu Taubheit, Sehstörungen  und zur geistigen Behinderung kommen. Glücklicherweise stecken sich nur wenige Kinder im Mutterleib an. Trotzdem ist ein Test beim Frauenarzt sinnvoll, denn die Zytomegalie läuft meist beschwerdefrei ab, so dass Schwangere nicht wissen können, ob sie Antikörper besitzen.}