Therapie für Körper und Seele im Wald.

Waldspaziergang gegen chronischen Stress

Ein Spaziergang im Wald entspannt, aber der Aufenthalt zwischen den Bäumen kann noch viel mehr bewirken. Er entlastet nachweislich das Herz-Kreislaufsystem, senkt den Blutdruck, verlangsamt den Puls und entschleunigt. Damit wirken regelmäßige Waldspaziergänge präventiv gegen chronischen Stress. In der Waldtherapie kommen diese positiven Effekte auch Patientinnen und Patienten zugute. Dr. Stefan Jarzombek, Chefarzt der Eltern-Kind-Fachklinik Klaus Störtebeker Ostseestrand in Kölpinsee auf Usedom, erklärt: „Eltern mit Stresssymptomen oder psychosomatischen Erkrankungen profitieren von der Behandlung in der Natur ebenso wie Kinder und Jugendliche mit Atemwegsbeschwerden, Adipositas oder Depressionen.“

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Zertifizierte Therapeuten

Nico Feuchert und zwei weitere Therapeutinnen der Johannesbad Fachklinik haben in 14 Monaten die Grundlagen der Waldtherapie und des Ökosystem Wald sowie die Didaktik und Methodik in der indikationsbezogenen Behandlung gelernt. In der praktischen Arbeit mit Klientinnen und Klienten haben sie die Theorie direkt angewandt und bereits für ihren Alltag genutzt. Nach einer abschließenden Projektarbeit und der Prüfung gehören die drei jetzt zu den ersten Waldtherapeuten in Mecklenburg-Vorpommern. Sie haben am Pilotprojekt der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald MV teilgenommen, die daraus gemeinsam mit der Universität Rostock einen Zertifikatskurs „Waldtherapie“ entwickelt hat.

Im Vergleich zum Waldbaden, das vielerorts als kostengünstiges und für alle zugängliches Mittel der allgemeinen Gesundheitsförderung angeboten wird, gilt Waldtherapie als wirksame Behandlungsoption. Dabei können sowohl unspezifische als auch spezifische Gesundheitseffekte bei konkreten Krankheitsbildern erzielt werden. Dazu gehören Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, orthopädische und neurologische Erkrankungen wie Bandscheibenvorfall oder Multiple Sklerose. Auch bei psychosomatischen Beschwerden wie Depressionen, Traumata oder zur Rehabilitation nach Krebserkrankungen kann Waldtherapie eingesetzt werden. „Sie eignet sich damit als Modul des therapeutisch-rehabilitativen Bereichs, während Waldbaden ein Präventionskonzept darstellt“, erklärt Ines Bender von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald MV.

 

Wald stärkt Killerzellen

Professor Qing Li, Umweltimmunologe der Nippon Medical School in Tokio, hat in einer Studie herausgefunden, dass schon nach zwei Stunden im Wald die Zahl der weißen Blutkörperchen, der sogenannten Killerzellen im Blut, um die Hälfte anstieg. Am nächsten Tag, nach einer zweistündigen Wanderung am Vor- und einer am Nachmittag, kletterte sie um 70 Prozent nach oben. Auch die Konzentration einiger krebshemmender Proteine war erhöht. Der Effekt hielt bei den Probanden noch eine Woche nach der Wanderung an. Dazu werden weniger Stresshormone wie Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet, das stärkt wiederum das Immunsystem.

Gerade auf Usedom profitieren jetzt die Patientinnen und Patienten der Johannesbad Fachklinik von dieser Therapie. An der Küste gelegen, ergänzen sich dort Wald- und Seeklima „Für alle Patientinnen und Patienten soll die Waldtherapie langfristige Verhaltensänderungen hin zu einer gesundheitsfördernden Lebens- und Bewegungsweise bewirken“, erklärt Nico Feuchert und ergänzt: „Einige Achtsamkeits- und Entspannungsverfahren in der gesundheitsfördernden Atmosphäre des Waldes kann jeder auch nach Behandlungsende eigenständig fortführen und in den Alltag einbauen.“

 

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In freundlicher Zusammenarbeit mit dem Johannesbad Fachklinik Usedom