Vegetarische oder vegane Ernährung für Kleinkinder?
Nachgefragt bei Gesund ins Leben
Immer mehr Menschen in Deutschland verzichten teilweise oder vollständig auf tierische Lebensmittel. Viele Eltern möchten auch beim Familienessen weniger Fleisch auf den Tisch bringen. Kann eine vegetarische Ernährung bei Kleinkindern den Bedarf an Nährstoffen decken? Und ist eine vegane Ernährung ohne Fleisch, Fisch, Eier und Milch für Kleinkinder empfehlenswert?
Viele Eltern möchten auch beim Familienessen weniger Fleisch auf den Tisch bringen
Eltern können ihr Kind vegetarisch (also ohne Fleisch und Fisch) ernähren, wenn es Milch, Milchprodukte und Eier bekommt und die Ernährung ausgewogen und abwechslungsreich ist. Die Versorgung mit einigen Nährstoffen wie Eisen und Zink sollten Eltern im Blick behalten. Eine vegane Ernährung – ganz ohne tierische Lebensmittel – ist für Kleinkinder nicht geeignet. Einige wichtige Nährstoffe aus tierischen Lebensmitteln sind nur schwer zu ersetzen. Das kann zu einem Mangel und später zu schweren Schäden beim Kind führen. Entscheiden sich Eltern trotz der Risiken für eine rein pflanzliche Ernährung für ihr Kind, sind regelmäßige medizinische Kontrollen und Supplemente erforderlich, weil die Gefahr für einen Nährstoffmangel groß ist [1].
Vegetarische Ernährung: mit Abwechslung und clever kombiniert
Eine ovo-lakto-vegetarische Ernährung kann als Dauerkost empfohlen werden, wenn sie ausgewogen und abwechslungsreich ist [2]. Wenn Kleinkinder kein Fleisch und keinen Fisch essen, können andere Lebensmittel benötigte Nährstoffe liefern. Bei der Lebensmittelauswahl gibt die Ernährungspyramide Orientierung. Fleisch und Fisch können durch Eier, Hülsenfrüchte (Soja/Tofu), fettarme Milchprodukte, Vollkorn-Getreideprodukte oder gemahlene Nüsse ersetzt werden. Die Versorgung mit Eisen, Eiweiß, Zink, Calcium, Vitamin B12, Vitamin D sowie langkettigen Omega-3-Fettsäuren verdient bei einer vegetarischen Ernährung besondere Aufmerksamkeit [3].
Vegan nicht empfehlenswert
Eine vegane Ernährung ist für Kleinkinder nicht empfehlenswert, weil sie mit deutlichen Risiken verbunden ist. Generell gilt: Je einseitiger die Ernährung und je jünger das Kind, desto größer ist das Risiko für einen Nährstoffmangel [4]. Ohne tierische Lebensmittel kann der Vitamin B12-Bedarf nicht über die Ernährung gedeckt werden. Auch die Zufuhr von Eiweiß, langkettigen Omega-3-Fettsäuren, Calcium, Eisen, Jod, Zink, Selen und den Vitaminen D und B2 kann kritisch sein. Durch eine Unterversorgung kann es zu Gedeihstörungen kommen, welche die Gesundheit und Entwicklung des Kindes gefährden [5].
Eine vegane Ernährung ist für Kleinkinder deshalb ungeeignet. Wollen Eltern ihr Kind dennoch vegan ernähren, müssen sie vor allem auf die Versorgung mit Vitamin B12 achten und sie mit Supplementen sicherstellen. Zusätzlich empfiehlt das Netzwerk Gesund ins Leben, die Nährstoffversorgung des Kindes regelmäßig ärztlich überprüfen zu lassen und eine qualifizierte Ernährungsberatung zur Sicherstellung einer möglichst ausgewogenen Ernährung zu nutzen [1].
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Textdaten: Gesund ins Leben
Textquellen:
[1] Koletzko B, Armbruster M, Bauer C-P: Ernährung und Bewegung im Kleinkindalter. Handlungsempfehlungen des Netzwerks „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“, ein Projekt von IN FORM. Monatsschrift Kinderheilkunde 2013
[2] Deutsche Gesellschaft Ernährung (DGE): Kinder vegetarisch ernähren – ja oder nein? DGE aktuell 02/2011
[3] Amit M, Canadian Paediatric Society CPC (2010) Vegetarian diets in children and adolescents. Paediatr Child Health 15:303–314
[4] Van Winckel M, Vande Velde S, De Bruyne R, Van Biervliet S (2011) Clinical practice: vegetarian infant and child nutrition. Eur J Pediatr 170:1489–1494
[5] Richter M, Boeing H, Dorle Grünewald-Funk et al.: Vegane Ernährung. Position der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). ErnährungsUmschau 63, 92–102 (4/2016)