In diesem Jahr wird
„die Waldorfschule“
100 Jahre jung!
Was ist das Besondere an dieser Pädagogik?
Welche Kinder werden an Waldorfschulen angenommen?
Und wer kann eigentlich Waldorflehrer werden?
10 Fragen an die Waldorfpädagogik:
1.) Welche Kinder werden an einer Waldorfschule aufgenommen und ist die Waldorfschule eigentlich teuer?
Es ist ein Prinzip der Waldorfschule, kein Kind aus finanziellen Gründen abzulehnen. Da aber die Zuschüsse an freie Schulen in allen Bundesländern niedriger sind als jene, die staatliche Schulen erhalten, müssen Waldorfschulen Schulgelder von den Eltern verlangen –obwohl sie erwiesenermaßen besser wirtschaften als Schulen in öffentlicher Trägerschaft. Um dennoch allen Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen, bilden die Lehrer und Eltern Solidargemeinschaften, die zwar an jeder Schule etwas anders ausgestaltet sind, sich aber immer darum bemühen, die unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten der Familien auszugleichen.
2.) Welche Abschlüsse können an einer Waldorfschule gemacht werden?
Waldorfschulen stehen grundsätzlich allen Kindern offen – unabhängig von Religion, ethnischer Herkunft, Weltanschauung und Einkommen der Eltern. Nach ausführlichen Informationselternabenden findet für jedes Kind ein individuelles Aufnahmegespräch an der Schule statt. Auch in höhere Klassen können Schüler*innen als Quereinsteiger*innen aufgenommen werden. An einer Waldorfschule können die üblichen staatlichen Abschlüsse erworben werden: Haupt und Realschulabschluss ebenso wie das Abitur und meistens auch die Fachhochschulreife.
3.) Worin unterscheiden sich Waldorfschulen überhaupt von anderen Schulen?
Waldorfschulen wollen gleichermaßen intellektuelle, kreative, künstlerische, praktische und soziale Fähigkeiten bei den Kindern und Jugendlichen entwickeln. Vom ersten Schuljahr an lernen Waldorfschüler*innen zwei Fremdsprachen. Jungen und Mädchen stricken, nähen und schneidern gemeinsam in der Handarbeit und sägen, hämmern und feilen zusammen im Werkunterricht. In jeder achten und zwölften Klasse studieren sie ein anspruchsvolles Theaterstück ein und setzen sich in einer großen Jahresarbeit mit einem Thema ihrer Wahl in Theorie und Praxis auseinander. Die Fächer Gartenbau und Eurythmie sind feste Bestandteile des Lehrplans.
4.) Muss ein Kind künstlerisch begabt sein, damit es für die Waldorfschule geeignet ist?
Nein, die Waldorfschule ist eine Schule für alle Begabungsrichtungen. Die neuere Hirnforschung hat aber eindrucksvoll belegt, dass Kinder und Jugendliche durch künstlerisches Üben viele Kompetenzen erwerben, die weit über die unmittelbare Tätigkeit hinausreichen. Wenn Waldorfschüler*innen malen, zeichnen, plastizieren oder musizieren, geht es daher vor allem um die Schulung differenzierter Wahrnehmungen und die Entfaltung ihres schöpferischen Potenzials; die Begabungen der einzelnen Schüler*innen werden dabei natürlich berücksichtigt. Waldorflehrer*innen sind bestrebt, den Verstand, die Kreativität und die eigenständige Persönlichkeit ihrer Schüler*innen gleichgewichtig zu entwickeln.
5.) Stimmt es, dass es an Waldorfschulen keine Noten und kein Sitzenbleiben gibt und lernen Schüler dann genug?
Auch wenn Waldorfschulen in der Unter- und Mittelstufe auf Noten verzichten, werden die Schülerarbeiten selbstverständlich gewürdigt. An Stelle der Noten stehen individuelle Beurteilungen, in denen die Lehrer gleichermaßen auf die Persönlichkeitsentwicklung und die Lernfortschritte ihrer Schüler eingehen. Es zählt also nicht allein der Wissensstand, sondern die Gesamtentwicklung in einem bestimmten Zeitraum. Waldorfschüler lernen von der ersten bis zur zwölften Klasse in einer stabilen Klassengemeinschaft, unabhängig vom angestrebten Schulabschluss: Niemand wird unterwegs sitzen gelassen.
In einer Schule, die nicht nur die intellektuellen Fähigkeiten anspricht, entwickeln sich Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Kreativität und die Fähigkeit, prozessual zu denken, vom ersten Schultag an. Umfangreiche Absolventenstudien zeigen, dass Waldorfschüler in allen Studien- und Berufsfeldern sehr erfolgreich studieren und arbeiten.
6.) Warum haben die Kinder in den ersten acht Schuljahren nach Möglichkeit ein und denselben Klassenlehrer?
Inzwischen ist wissenschaftlich gut erforscht, dass eine vertrauensvolle Beziehung die wichtigste Basis für das Lernen ist. So können Kinder sich in einer Gemeinschaft, die von Beständigkeit und Rhythmus geprägt ist, gut und gesund entfalten. Um ihnen darin eine verlässliche Stütze zu sein, begleitet ein Waldorf Klassenlehrer „seine“ Klasse nach Möglichkeit sechs bis acht Jahre lang und unterrichtet jeden Morgen mindestens die ersten beiden Stunden eines Schulvormittags. In wechselnden „Epochen“ bringt er den Schülern jeweils über mehrere Wochen den Stoff unterschiedlicher Themengebieten nahe. Dabei lernt er seine Schüler sehr gut kennen und kann individuell auf ihre Stärken und Schwächen eingehen.
Impressionen
7.) Müssen Lehrer an Waldorfschulen besondere Qualifikationen mitbringen?
Der Waldorfunterricht ist sehr handlungsorientiert und auf die jeweilige Entwicklungsphase der Schüler abgestimmt. Eigeninitiative entwickeln die Kinder und Jugendlichen nicht aufgrund von äußerem Leistungsdruck, sondern aus lebendigem Interesse und persönlicher Begeisterung für die vielfältigen Unterrichtsinhalte. Diese gestaltet der Lehrer kreativ und lebensnah, so dass sie sich an der persönlichen Erfahrungswelt der Kinder orientieren und ihnen eigene Erlebnisse vermitteln. Waldorflehrer bereiten sich auf diese anspruchsvolle pädagogische Tätigkeit an eigenen Seminaren und Hochschulen vor.
Für Klassen, Fach und Oberstufenlehrer gilt gleichermaßen, dass ihre Ausbildung mindestens gleichwertig zur staatlichen Ausbildung sein muss. In der Unter- und Mittelstufe liegt der Schwerpunkt allen Lernens nicht nur auf der Vermittlung reinen Fachwissens, sondern es geht auch darum, den Schülern eine lebendige, erfahrungsgesättigte Beziehung zu den Lerninhalten zu ermöglichen. In besonderen Ausbildungswegen, die sie in einem Vollstudium oder postgraduiert im Anschluss an eine wissenschaftliche Ausbildung an einem der Seminare im Bund der Freien Waldorfschulen oder an einer Hochschule mit Waldorfqualifikation durchlaufen, werden sie gezielt darauf vorbereitet.
8.) Wer kann überhaupt Waldorflehrer werden?
Um ihren Schülern ein breites Wissen zu vermitteln, setzen Waldorfschulen auch in ihrer Lehrerwahl auf Vielfalt. Oft sind es zum Beispiel ausgebildete Lehrer, die sich auf ihrer Suche nach neuer Orientierung der Waldorfpädagogik zuwenden, und selbstverständlich sind es Absolventen von pädagogischen Hochschulen und Lehramtsstudiengängen der Universitäten, die ihren Berufseinstieg planen.
Doch müssen Interessierte nicht zwingend ein Lehramtsstudium absolviert haben. Auch Quereinsteiger, die bislang keine Berührung mit der Waldorfpädagogik hatten, sich aber fachlich und pädagogisch eignen, sind potenzielle Waldorflehrer. Durch das breite pädagogische Angebot finden Menschen mit den unterschiedlichsten beruflichen Qualifikationen ein Aufgabenfeld an der Waldorfschule: von Fremdsprachen und Naturwissenschaften über Bildende Kunst und Musik bis hin zu Sport, Eurythmie, Gartenbau, Handarbeit und Werken.
9.) Wie ist die Waldorfpädagogik eigentlich entstanden?
Rudolf Steiner ist der Begründer der Waldorfpädagogik. Emil Molt, Besitzer der damaligen Waldorf Astoria Zigarettenfabrik, gründete mit ihm zusammen 1919 die erste Waldorfschule in Stuttgart. Inhalt und Methode der Waldorfpädagogik beruhen auf Rudolf Steiners Erkenntnissen über die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Neben der Pädagogik fanden Rudolf Steiners geisteswissenschaftliche Forschungen auch Eingang in die biologischdynamische Landwirtschaft, die Anthroposophische Medizin und die Kunst.
10.) Die Waldorfschulen werden in diesem Jahr 100. Wird auch in Hamburg gefeiert?
Ja, in Hamburg gibt es sieben Waldorfschulen und vier heilpädagogische Waldorfschulen mit insgesamt etwa 3.900 Schülerinnen und Schülern. Gemeinsam mit ihren Familien, Freunden, Verwandten und allen Interessierten feiern sie am 13. September das 100-jährige Jubiläum.
Der Elternrat und die Landesarbeitsgemeinschaft der Hamburger Waldorfschulen haben dafür eine besondere Veranstaltung in der Hamburger Laeiszhalle ins Leben gerufen. Neben einem abendlichen Festakt finden ganztägig zahlreiche Schüleraufführungen sowie ein künstlerisches Rahmenprogramm statt. Auf der Rollschuhbahn in den Wallanlagen können Besucherinnen und Besucher der Waldorf 100- Feier und alle Interessierten gemeinsam feiern. Der Platz steht zur Verfügung, um bei Essen und Trinkenins Gespräch zu kommen, Nützliches und Spannendes über die Zukunftsfähigkeit der Waldorfpädagogik zu lernen und auf der Bühne die Kreativität der Hamburger Waldorfschülerinnen und – schüler zu erleben.
13.September das 100-jährige Jubiläum
Die Karten sind über den Vorverkauf der Elbphilharmonie erhältlich: www.elbphilharmonie.de,
Preise: Aufführungen je € 5,- | Festakt € 13,- | Konzert € 13,-
Karten inkl. HVV-Ticket, das Rahmenprogramm ist frei.
Weitere Informationen: www.waldorf100.hamburg
Waldorf 2019 e.V.
Kaiser-Wilhelm-Straße 89
20355 Hamburg
Telefon: +49 (0)40 34107699-0
Fax: +49 (0)40 34107699-9
E-Mail: info@waldorf-100.org
Bild- und Textdaten: ©Waldorfschule
Werbung da Verlinkung