Tita Kern hilft Kindern nach traumatischen Ereignissen

Es sind Momente, in denen das Leben aus den Fugen gerät. Der Tod eines geliebten Menschen, ein Unfall, ein Attentat: Erwachsene können diese Erlebnisse bewusst verarbeiten, sich aktiv Hilfe holen. Kinder sind auf Unterstützung angewiesen, auf jemanden, der ihnen einen Weg zum Umgang mit der Situation zeigt. Doch gerade wenn die ganze Familie betroffen ist, sind auch jene Menschen zu sehr belastet, die dem Kind Halt geben könnten. „Kinder brauchen jemanden, der ihnen Stabilität gibt und der den Schmerz aushalten kann,“ erläutert Tita Kern.

Die 44-Jährige ist Initiatorin des Projekts KinderKrisenintervention unter dem Dach der Münchner AETAS Kinderstiftung, das traumabelastete Kinder bis zu einem Jahr nach dem Ereignis begleitet. 

Sozialarbeiter, Psychologen, Mediziner und Traumafachberater sind an der Seite der betroffenen Kinder und bieten ihnen und ihren Familien individuelle Hilfe. „Wir müssen sofort ein stabiles Netz einziehen, damit die Kinder durch das Erlebte nicht ernsthaft erkranken. Dabei müssen wir immer auch die Menschen im Umfeld der Kinder im Blick haben,“ weiß Kern aus ihrer Arbeit als fachliche Leiterin der Stiftung.

Dass die Wahlmünchnerin in dieser Aufgabe ihre Berufung finden würde, zeichnete sich erst spät ab. Ursprünglich, so erzählt sie, hatte sie Musikerin werden wollen. Das Geigenspiel, mit dem sie bereits als Dreijährige begann, gab ihr Halt und hätte ihre berufliche Zukunft bestimmen sollen: Bereits im zweiten Jahr ihres Musikstudiums musste sie den Traum jäh begraben. Die Beanspruchung durch das Spiel war für ihre Gelenke zu groß. Doch Kern entdeckte in dieser belastenden Zeit ihre Fähigkeit, unter der Trauer das Positive zu sehen, den Willen, weiterzugehen. Beim Rettungsdienst des Münchner Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) begann sie eine Ausbildung – und fand sich bei den Einsätzen oft an der Seite der Angehörigen wieder. Sie schloss sich dem Kriseninterventionsteam des ASB an, war bei Katastrophen im In- und Ausland im Einsatz.  

Dass diese wichtige Erste Hilfe nicht ausreicht, um langfristige Folgen schlimmer Ereignisse zu verhindern, machten ihr die Anrufe hilfesuchender Eltern klar: Mit dem Konzept der Aufsuchenden Psychosozial-Systemischen Notfallversorgung entwickelte Kern 2007, inzwischen mit einem Studium in Psychotraumatologie im Gepäck, eine Lösung für die weiterhin kritischen Monate nach der Notfallversorgung. Und hilft traumabelasten Kindern jenen Teil in sich zu entdecken, der mutig und stark ist – und dem Schrecken etwas entgegensetzen kann.

Buchtipp: Tita Kern „Leuchtturm Sein”

Am 25. November erscheint Tita Kerns Buch „Leuchtturm sein“, ein Ratgeber für all jene, die ein traumatisiertes Kind unterstützen und begleiten (ISBN: 978-3-466-37206-5/Verlag: Kösel).

Im Juni 2019 wurde das Projekt KinderKrisenIntervention der AETAS Kinderstiftung mit dem HanseMerkur Preis für Kinderschutz ausgezeichnet. Tita Kerns bewegende Danksagung im Namen aller Preisträger finden Sie im CSR-Blog der HanseMerkur unter
hansemerkur.csr-engagement.de/geschwister-im-geiste/

Bilddaten ©Paula Markert
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